Getreu der "Europäischen Aufklärung" sollten moralische Innovationen der Menschheit streng von den (rechts)wissenschaftlichen Innovationen getrennt werden.
Innovationen und neue Technologien entwickeln und verbreiten sich in Prozessen. Diese Prozesse beruhen auf Wechselwirkungen zwischen technisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen einerseits und nutzungsseitigen Anwendungen und Problemlösungsbedarfen auf Nutzerseite andererseits. Dabei sind die Richtung und auch die Geschwindigkeit – bis hin zu Stillstand oder Abbruch – solcher Prozesse im Vorhinein offen. Diese Offenheit und Ungewissheit sind unvermeidbare Kerneigenschaften von Innovationsprozessen, weil das Neue vorher nicht bekannt ist. Vor diesem Hintergrund stellen sich sowohl allgemeine Fragen zum Innovationsgeschehen als auch konkretere Fragen zu ausgewählten Innovationsfeldern.
Wie lässt sich der Ausbreitungsprozess von Innovationen und Technologie besser verstehen und ggfs. so beeinflussen, dass er schneller zu Problemlösungen führt? Dabei geht es nicht darum, Innovationsergebnisse vorwegzunehmen oder die inhärente Ungewissheit zum Verschwinden zu bringen, sondern um Fragen wie die folgenden: Wie können gute Vorkehrungen und Rahmenbedingungen für Innovationen geschaffen werden? Wie können die positiv (und negativ) bewerten Folgen in einem breiteren Beobachtungsfeld schneller sichtbar gemacht werden, so dass auf dieser Basis aktuelle Impulse für das Innovationsgeschehen gesetzt werden können? Nachsteuerungs- und Revisionsmöglichkeiten müssen daher von Vornherein vorgesehen werden.
Die Frage lautet dann konkret: Wie können Rückmeldungen aus der Anwendung von Innovationen und Technologie schneller gewonnen, registriert, analysiert und für Impulse genutzt werden?
Dafür ist auch besser zu verstehen: Welche individuellen, kollektiven, diskursiven, politischen und regulativen Hemmnisse stehen einer schnellen, nachsteuerbaren Innovationsanwendung entgegen?
Spezifische Fragen zu ausgewählten Innovationsfeldern: Welche Potenziale und Risiken ergeben sich aus Robotik, Automatisierung und allgegenwärtiger Informationsverfügbarkeit? Welche Engpässe an Arbeitskräften und welche Belastungen aus Arbeitstätigkeiten können in Zukunft mit diesen Technologien gemildert werden? Welche Tätigkeiten und Berufsfelder werden durch diese überflüssig?
Neben den unmittelbaren Wirkungen von Innovationen sind auch die Effekte in größerem Rahmen (z.B. für gesellschaftliche Verhältnisse und Kommunikationen), in den Blick zu nehmen. Dabei sollte sich die Betrachtung nicht auf Vorab-Schätzung beschränken, sondern insbesondere auch tatsächliche realisierte Folgen beobachten.
Von konkretem Interesse sind weiterhin die energetischen und gesellschaftlichen Folgen einer massenhaften und dauerhaften Speicherung von Daten. Wie lassen sich deren negative Effekte verringern bzw. gibt es Berechnungen und Höchstwerte, ab denen sich eine anhaltende und zunehmende Datenspeicherung nicht mehr lohnt, nicht mehr sinnvoll ist?
Getreu der "Europäischen Aufklärung" sollten moralische Innovationen der Menschheit streng von den (rechts)wissenschaftlichen Innovationen getrennt werden.
Innovationen wirken nachhaltig, wenn sie das Leben möglichst vieler Menschen zum Besseren wenden und vorteilhaft verändern ("Sprunginnovation"). Um dies zu erreichen, müssen wir viel über die Bedürfnisse von Menschen und unterschiedlichen Nutzern wissen. Diversität ist wichtig, ebenso Perspektivwechsel. Wir sollten Projekte, Prozesse und Problemlösungen branchenübergreifend entwickeln. Dann tritt der befruchtende Spillover-Effekt ein. Natur- und Geisteswissenschaftler sollten bei Innovationsprozessen viel stärker mit Künstlern & Kreativen zusammenarbeiten ("anderes Minset"). Praxisnah sollte erforscht werden, wie interdisziplinäre Co-Kreationen wirken bzw. unter welchen Voraussetzungen Cross Innovationen entstehen. Die Forschung sollte nicht theoretisch im wissenschaftlichen Bereich bleiben, sondern durch best practices eine Vorbildfunktion entfalten. Menschen in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft sollen von diesen Beispielprojekten inspiriert werden und davon lernen.
Ich finde vor allem den Punkt, den @kreativ macht sehr spannend. Wie wichtig sind co-kreative Prozesse für das Innovationsgeschehen und wie müssen diese gestaltet sein. Dabei ist auch wichtig zu hinterfragen, welche Berührungsängste es aktuell gibt und wie diese sich abbauen lassen.
Im Text heißt es außerdem "welche individuellen (...) politischen, regulativen Hemmnisse stehen einer schnellen, nachsteuerbaren Innovationsanwendung entgegen?". Hier frage ich mich welche Hemmnisse vielleicht berechtigter Weise existieren. Andersherum gefragt welche Regularien sind für ein nachhaltiges Innovationsgeschehen notwendig.
Die Frage "welche Chancen & Risiken hat das Speichern von Daten" passt für mich inhaltich nicht 100% und wirkt an dieser Stelle etwas zusammenhangslos.